Testbericht Cannondale Rush Carbon


In der Hand
Seine Race-Gene sieht man ihm sofort an. Das lange Oberrohr, der flache Lenker und die schmalen Reifen lassen keine Zweifel: dieses Bike will schnell bewegt werden!
Das Rush Carbon liegt in der Hand wie ein Schmeichelstein ... und wiegt kaum mehr als ein Papierflieger. Naja ... OK - Etwas mehr schon ;) Aber wenn man es gewöhnt ist, einen Freerider zu wuchten, dann kommen die knapp 12,5 KG leicht wie eine Feder vor.

Auf dem Trail
Trotz der gestreckten Sitzposition kam ich recht schnell mit dem Bike klar.
Das sehr straffe Fahrwerk irritierten mich jedoch noch eine Weile, so dass ich immer wieder zu den Einstellknöpfen guckte, ob ich nicht doch noch irgendwo auf "soft" stellen kann ... natürlich nicht: "Plush" ist nicht eingebaut ;)

Aber nach den ersten 100 Metern im Wald ging es dann auch schon richtig gut ab.
Je schneller die Fahrt wurde umso softer wurde das Ansprechverhalten. Sowohl die Lefty als auch der Dämpfer scheinen wie für langgezogene Bodenwellen gemacht und federn Stöße sehr angenehm ab. Knackige Singletrails machen mit dem Rush richtig Spaß. Dank seines geringen Gewichtes lässt es sich perfekt um enge Windungen drücken und immer wieder Speed machen.

Ich habe mich regelrecht auf die erste Steigung gefreut! Eins vorab: auch mit dem Rush muss pedaliert werden - allerdings funktioniert das sehr effizient. Dank Lockout-Hebel an Gabel und Dämpfer wird jede Energieverschwendung elimiert. So wird es an den Anstiegen recht bald ruhig um einen herum. Am Anfang war da immer noch der Hardtail-Fahrer neben mir, doch kurze Zeit später stand ich alleine oben und habe auf die keuchenden Kollegen gewartet ;))

Beim Downhill
Jede Spezialisierung birgt auch eine gewisse Beschränkung in sich - so auch beim Rush:
Als Erster oben - als Letzter unten!
Downhill - also schnelle, verblockte, mit Wurzeln und Sprüngen gespickte Trails bergab - gehört nicht zu seiner Paradedisziplin. Dafür ist das Fahrwerk einfach nicht ausgelegt.
Kurze, schnelle Stöße - wie zum Beispiel auf Wurzelteppichen - lassen das Rush holprig und unkontrolliert erscheinen. Da freut man sich über die tadellosen Avid Bremsen, die - auch mit der kleinen 160-er Scheibe - einen sehr guten Job machten.

Fazit
Das Rush ist ein sehr edles Race / Marathon Bike.
Es lässt sich mühelos beschleunigen und lässt jede steile Rampe seine Schrecken verlieren - hier ist das Rush in seinem Element! Auch im XC Geländeeinsatz kann das Rush punkten - gelangt aber, wenn es heftiger wird, schnell an seine Grenzen.