Testbericht - Lapierre Spicy 916


In der Hand: Das Lapierre Spicy gefällt auf den ersten Blick: es wirkt hochwertig, aber nicht protzig. Der schön schlicht wirkende Rahmen offenbart seine extravaganten Details erst bei genauerem Hinsehen: die leicht geschwungenen Rohre, der Hinterbau und der Schaltwerkschutz aus Carbon. Schick sind auch die rot-eloxierten Farbkleckse (Lagerschrauben, SAG-Indikator,...). Das Bike wirkt trotz dem Carbon stabil und alltagstauglich. Entsprechend gering fällt das Gewicht aus: ca. 14kg. Damit ist natürlich noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ... in der aktuellen Top-Ausstattung fällt das Gewicht auf 12.5 kg!
Auf dem Trail: Das Testrad hatte eine Größe von 50 - was mir zunächst etwas groß erschien ... später auf dem Trail passte es aber ganz gut. Das Oberrohr ist relativ lang und die Sitzposition ein wenig gestreckt - dem Einsatzgebiet als Marathon-Enduro durchaus entsprechend. Den Vorbau könnte man vielleicht einen Tick kürzer wählen, was einer entspannteren Sitzposition mit mehr Enduro-Feeling zugute käme.

Praktisch ist der SAG-Indikator am Sattelrohr. Hiermit läßt sich sehr einfach der SAG des Dämpfers ermitteln und mittels Pumpe einstellen.

Dem Spicy merkt man sofort seine Race-Gene an! Das Fahrwerk ist recht straff und gibt deutliches Feedback von der Bodenbeschaffenheit. Vom Handling her ist es sehr leichtfüßig und kann zielgenau gesteuert werden. Herausragend fällt auf, wie gut sich das Spicy beschleunigen lässt. Das geringe Gewicht und das straffe Fahrwerk kommen einer sportlichen Fahrweise sehr entgegen. Selbst Sprünge und kleinere Drops im Gelände lassen sich mit dem Spicy spielend machen.

Der Hinterbau arbeitet sehr unauffällig und antriebsneutral. Der verbaute Fox-Dämpfer ließ sich im Pro-Pedal Modus selbst im Wiegeschritt nicht aus seiner Ruhe bringen. Gerade bei längeren Uphills bedeutet das ein echtes Plus.

Beim Downhill:
Während das Spicy auf schnellen Singletrails in seinem Element ist, so kommt es in rauherem Gelände an seine Grenzen und fordert eine wesentlich aktivere Fahrweise vom Piloten. Hauptverantwortlich hierfür halte ich aber die Ausstattung an Federelementen. Weder die Manitou Gabel noch der Fox-Dämpfer konnten mich überzeugen. So ausgestattet wirkt das Bike etwas nervös und zappelig. Und so wünschte ich mir doch den Komfort von Stahlfedern.

Die Sitzposition geht vollkommen in Ordnung - selbst in steileren Abfahrten kommen keine Überschlaggefühle auf und das Bike lässt sich sehr sicher navigieren. Lediglich zwischen eng stehenden Bäumen ließ es sich nicht ganz so agil um die Stämme zirkeln ... was ich auf das - für mich ungewohnt - lange Oberrohr und den langen Vorbau zurückführte.

Sehr positiv sind mir die Bremsen aufgefallen! Sie lassen sich fein dosieren und haben auch in extrem Situationen genug Power!
Während der Testfahrt lag hinter einer Kurve versteckt ein Baum quer und forderte eine Vollbremsung aus voller Fahrt. Für die Avid Elixier überhaupt kein Problem und für mich die Rettung!

Fazit: Das Spicy ist ein sehr hochwertiger und vielseitiger Allrounder, ideal um sportliche Herausforderungen anzunehmen. Auf Marathon-Races oder einer Alpenüberquerung ist man mt dem Spicy sicher gut aufgehoben - ohne Fahrspass einzubüßen. Allerding sollte man für schweres Gelände ein Auge auf die Federelemente haben oder direkt zu den komfortableren Stahlfeder-Varianten greifen!

Die Mantou Gabel bot zwar beim Uphill die willkommene Absenk-Funktion, enttäuschte aber in Sachen Compression und Dämpfung. In das Spicy gehört definitiv eine bessere Gabel mit vernünftigen Einstellmöglichkeiten. Der Dämpfer verrichtete seinen Dienst eher unauffällig. Obwohl er den Federweg komplett ausnutzte, gab es keinen Durchschlag. Die straffe Luftfederung vermittelt aber keinen Spaß und ist in grobem Gelände zu unruhig. Das gute Fahrwerk des Spicy lässt sich sicher besser nutzen.

Tuning-Tipp:
Zusätzlich zu einem kürzeren Vorbau würde ich dringend dazu raten, einen breiten Lenker (710-er) einbauen zu lassen. Es gibt mehr Kontrolle, wenn das Gelände ruppiger wird und erhöht so den Fahrspaß.