Testbericht - VPACE C1M


In der Hand Whow! ... was für ein schöner, cleaner Rahmen! Das Bike wirkt fast wie aus einem Block gefertigt: keine Naht stört das Auge, wenn es über den Rahmen wandert. Das mattschwarze Carbon mit den hellgrauen und roten Decals sieht richtig geil aus! Auch die Anbauteile sind sehr schön ausgewählt und passen perfekt zur Ästhetik des Rahmens.

Oh man, ist das leicht ... man bekommt fast Angst, das zarte Ding beim Anfassen kaputt zu machen!
Das soll im Gelände fahrbar sein? Oder ist das Bike doch eher was für die Straße...?

Aber Sören weiß zu beruhigen: Nein, das ist tatsächlich ein Mountainbike und darf ruhig hart ran genommen werden! Schließlich werden mittlerweile auch Downhill-Bikes aus Carbon im WorldCup gefahren.

"Ob ich denn auch schnell fahren könnte?" fragt Sören
... macht der Witze?
"Klar, kann ich schnell fahren!" kontere ich "...aber hält das Bike das auch aus?"

Ich drehe erstmal eine kleine Runde auf dem Hof ... dieses Bike ist schon wie aus einer anderen Welt für mich.
Durch die 29-er Laufräder wirkt das Bike zunächst etwas lang - doch man merkt sofort: dieses Bike ist sehr gut zu beschleunigen! Die Shimano XT Bremsen machen auch einen guten Eindruck. Die White Brother Gabel dagegen scheint mir etwas unterdämpft und zappelig. Ein paar Klicks mehr Compression und etwas mehr Rebound ... und schon fühlt es sich besser an.
So kann es ins Gelände gehen!

Auf dem Trail Als Teststrecke habe ich mir die klassische 4 Mühlentour ausgesucht ... hier ist für jeden was dabei: steile Anstiege, enge Serpentinen, knackige Abfahrten und am Ende wird man auf dem Linnefe-Trail mit einem langen Singletrail belohnt! Perfekte Bedingungen also ...

Bereits auf den ersten Metern wird klar: hier wird jede Kraftanstrengung direkt in Vortrieb umgewandelt! Es ist unglaublich wie schnell man mit dem Bike beschleunigt. Nicht nur weil es ein Hardtail ist oder weil der Carbonrahmen so enorm steif ist - auch die 29-er Laufräder machen das Bike schnell. Dabei ist die Länge des Bikes ein weiteres Plus und man ist in seinem Element.

Dann der erste steile Anstieg ... und scheinbar mühelos folgt das C1M dem Weg nach oben. Doch natürlich muss auch hier gearbeitet werden. Es fällt aber aufgrund des geringen Gewicht wesentlich leichter, und selbst wirklich steile Passagen lassen sich durch den guten Vortrieb gut meistern.

In den teilweise engen Kehren am Thomashof stosse ich zum ersten Mal an Grenzen: zu ungewohnt ist die gebeugte und eher gestreckte Sitzposition. Hier fallen mir die großen Reifen negativ auf, das Bike wirkt manchmal etwas unbeholfen, nicht ganz so agil.

Downhill? Ok - das ist sicher nicht der Einsatzbereich des C1M ... dennoch stellt sich die Frage: "Was geht mit dem Bike eigentlich?" Muss man absteigen und schieben, wenn es verblockt und wurzelig wird? Ein ganz klares NEIN !

Als erstes bin ich den Oldschool runter ... im oberen, schnellen Teil fliegt man förmlich mit dem Bike über den Trail. Im Wald sollte man schon mal auf den Tacho schauen, dass man nicht überdreht! Die Steinbrocken und Stufen bügeln die 29-er souverän glatt und hier kann man es sogar beinahe laufen lassen... wenn da nicht die total überforderte Gabel wäre.
Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen, dass ich mich im Vorfeld nicht mit dem für mein Kampfgewicht notwendigen Druck beschäftigt habe. Hier kann es also noch Potenzial geben, welches ich nicht ausgeschöpft habe.
Aber aus dem Basis-Setup kann man schließlich auch schon einiges ablesen. Im Fall der LOOP von White Brother: die Gabel ist für solche Sachen nicht wirklich ausgelegt, und man kommt schnell an die Grenzen dessen, was sich noch gut anfühlt.

Wie sieht es denn in Steilstücken aus?
Die hohe Sattelposition und der negative Vorbau drücken ordentlich den Fahrspaß in der Vertikalen.
Aber ich fand das Bike dennoch gut beherrschbar und mit ein wenig Mut lassen sich auch diese Passagen meistern!

Als ich im Tal war, hatte ich mir eine kleine Pause verdient ... denn: meine Begleiter brauchten noch ein wenig, um zu mir aufzuschließen! Mir wurde klar: auch hier war ich wieder sauschnell unterwegs gewesen!

Fazit Den Linnefe-Trail gab es zum Nachtisch ... und hier spielte das C1M schließlich sein ganzes Potenzial aus! Auf diesem etwas verwinkelten, leicht abschüssigen Singletrail, gespickt mit kleinen Gegenanstiegen wurde das VPACE zu einer echte Waffe! Wer noch Körner hatte zu folgen, musste sich schon anstrengen mit dem C1M mitzuhalten! Das geringe Eigengewicht des Bikes und der grandiose Vortrieb sind die ganz großen Pluspunkt des Bikes. Die 29-er saugten die Wurzeln weg, und in den teilweise engen Turns um die Bäume war das Bike leichtfüssig und agil.

Wenn man solide Big Bikes gewohnt ist, irritiert zunächst die Geräuschkulisse dieser Carbon-Rennfeile gewaltig. Selbst ein normaler Schaltvorgang wird im Resonanzkörper des Rahmens beunruhigend laut. "KLACK" macht es und man hofft, dass nix kaputt gegangen ist.
Doch das ist nur Kosmetik ... der Rahmen ist stabil und auch ein verblockter Trail ist damit im Attack-Modus fahrbar!

Wenn ich das C1M als CC-Bike aufbauen würde, würde mir sicher eine versenkbare Sattelstütze gönnen! Das niedrige Gewicht des Rahmens verzeiht die extra Pfunde einer solchen Stütze, macht das Bike aber insgesamt variabler und Trail-tauglicher.
Über die Gabel habe ich schon einiges gesagt, ich denke hier muss man seinen Einsatzbereich gut abschätzen ... der Markt bietet jede Menge guter Alternativen.

Sowieso ... das Bike gibt es als Rahmen-Kit. Hier kann also jeder das Bike nach seinen Vorlieben und dem jeweiligen Einsatzbereich aufbauen. Von Carbon-Starrgabel bis 100mm Federweg geht hier alles. Mehr Informationen gibt es auf der Website von VPACE.

Mir hatte es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht mit dem VPACE die Trails zu rocken...
und auf dem Linnefe lag der Kondensstreifen noch etwas länger in der Luft! ;)