Interview mit Daniel Hespeler / Teammanager The Cut Cannondale
Am Rande der Megavalanche trafen wir uns auch mit Daniel Hespeler, Teammanager von The Cut Cannondale. Das Cut Team, vertreten durch Amir Kabbani, Carlo Diekmann und Mick Hannah, wollte zum ersten Mal an dem berühmten Downhill Marathon teilnehmen.
Daniel Hespeler war so nett uns ein paar Fragen zu seinem Job und zur Philosophie des Cut-Teams zu beantworten ! Lest selbst:

Wie man in so eine Position kommt?
Ich bin früher selbst Rennen gefahren, habe aber irgendwann festgestellt, dass das nicht dahin führt wo ich gerne hin wollte, nämlich Profifahrer zu werden. Ich habe dann angefangen Sportmarketing zu studieren und nebenher als Mechaniker für ein sehr professionelles Cross Country Team gearbeitet und so hatte ich immer Kontakt zur Szene.
Nach meinem Studium gab es die Möglichkeit für Cannondale zu arbeiten. Dort war ich ursprünglich erst mal verantwortlich für die Testride-Events bei unseren Händlern und für alle Events, die wir sonst noch gemacht haben, Bikefestival Willingen, Bikefestival Gardasee und so weiter. Erstmal für Deutschland und dann im nächsten Jahr Europaweit.
Mein Ziel war es aber eigentlich wieder in den Rennsport zu gehen, weil ich ja da auch herkomme und irgendwann hat sich dann diese Möglichkeit ergeben und ich habe das Management für die Mountainbike-Teams übernommen.

Das ist ja auch etwas, worauf Cannondale sehr viel Wert legt. Ein großer Teil meiner Arbeit beschäftigt sich auch damit Co-Sponsoren zu bekommen und die Kontakte zu pflegen aber auch den Kontakt zur Presse zu halten. Es ist also ein sehr sehr vielfältiger Job, was ihn ja auch sehr interessant macht !
Frosthelm:
Und auch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt...
Daniel:
Ja, ja! Also es ist natürlich auch mit sehr viel Reisen verbunden. Wir sind jetzt seit Mitte April Non-Stop unterwegs (Interview wurde Ende Juli geführt). Ich bin zwar mal ein paar Tage zu Hause aber habe da keine Freizeit, weil ich dann dort die Sachen erledigen muss, die in meiner Abwesenheit liegengeblieben sind. Es ist also alles in allem ein sehr fordernder Job aber auf der anderen Seite auch ein sehr schöner Job. Weil, wer hat schon die Möglichkeit mit den weltbesten Athleten zusammen zu arbeiten und die Welt zu bereisen?

Ursprünglich ist das Programm sehr freeride orientiert, das heißt, wir haben versucht, die weltbesten Athleten aus diesem Bereich zusammen zu bekommen und sie alle unter einem Namen zu fassen. Gleichzeitig sollte aber auch jeder ein Individuum bleiben. Das heißt, jeder von unseren Sportlern hat eines gemeinsam, nämlich, das er auf Cannondale Rädern fährt aber der Rest ist ihnen relativ freigestellt. Das heißt wir sind nicht wirklich ein Team, sondern eher eine lose Gemeinschaft von Sportlern, die unter einem Namen auftreten und die eine bestimmte Philosophie verfolgen. Und da kommen wir auch zu dem Namen „The Cut“.
„The Cut“ heißt auf Deutsch „der Schnitt“ und wir wollten ganz bewußt einen Schnitt machen. Wir haben uns also alle an einen Tisch gesetzt und gefragt, wie nennen wir das ganze Programm und da kam dann eben „The Cut“ raus !
Da geht’s darum, wir wollten weg von der ursprünglichen Tendenz die der Freeridesport erlebt hat, weg von der Natur und rein in irgendwelche Skateparks oder in irgendwelche Hallen. Unsere Idee war es, das ganze wieder zurück in die Natur zu bringen. Das heißt, die Jungs machen auch ihre Tricks aber nicht in irgendwelchen Skateparks, sondern draußen in der Natur. Das war der eine Schnitt. Der zweite Schnitt ist: wir haben eben festgestellt, dass der Trend in den letzten Jahren immer mehr zu großen Einladungsevents gegangen ist, wo nur wirkliche Topstars der Szene ihre Tricks vor sehr großen Zuschauermassen oder den TV-Kameras präsentieren können. Und wir haben aber gesagt, wir wollen etwas für den Nachwuchs tun. Und wenn wir jetzt mal Amir Kabbani nehmen, der ist das beste Beispiel. Wir haben im letzten Jahr angefangen eine Slopstyle Serie aufzubauen – die heißt The Cut Pro AM Slopestyle Series – wir hatten im letzten Jahr vier Stops Europaweit und im Endeffekt war der Plan den Gesamtsieger dieser Serie die Möglichkeit zu geben unter professionellen Bedingungen seinen Sport zu betreiben. Das war in dem Fall eben der Amir Kabbani.
Man sieht auch den Erfolg: er ist meiner Einschätzung nach einer der fünfzehn besten Freerider der Welt und wird mittlerweile zu allen großen Events eingeladen und das beschreibt eben die Geschichte von „The Cut“ sehr gut. Es das macht uns natürlich auch ein bisschen Stolz weil es zeigt, das unsere Idee auch wirklich zieht ! Des weiteren, wenn man sich die Events anschaut: wir hatten letztes Jahr 60 Teilnehmer in Winterberg, dieses Jahr schon 120. Letztes Jahr hatten wir vielleicht 700-800 Zuschauer, dieses Jahr haben wir das im Rahmen der IXS Dirtmasters gemacht und haben damit eine viel viel größere Menschenmasse angesprochen und damit war natürlich auch das Flair der Veranstaltung ganz anders.
Frosthelm:
Wie seit Ihr auf den Grundstock des Cut Teams gekommen, nach welchen Kriterien habt ihr die Fahrer ausgesucht ?
Daniel:
Wir haben 2006 mit sieben Sportlern angefangen, die sieben sehr unterschiedliche Charaktere sind und die auch ganz unterschiedliche Bereiche abdecken, die einerseits schon eine gewisse Erfahrung mit sich bringen aber auch in mancher Hinsicht auch noch Nachwuchsfahrer sind und die aber auch gleichzeitig Vorbilder für Nachwuchssportler sein können. Die haben wir dann in Europa und in Amerika gesucht und sind eben so auf diese sieben Sportler gekommen.

Ich denke, was sein Erfolg ausmacht ist, das wir versuchen, ihm ein sehr gutes Umfeld zu bieten. Das ist jetzt das erste mal, das er einen eigenen Mechaniker an seiner Seite hat, der persönlich für ihn da ist und der sich nur um sein Bike kümmert. Wir versuchen auch die Reisen für ihn so effektiv und geschickt zu planen, das er sich nur noch auf seinen Sport konzentrieren muss und so ist es im Endeffekt auch für den Rest des Teams. Wir versuchen ihnen einen Höchstmaß an Komfort zu bieten, das sie sich einfach auf ihren Sport konzentrieren können aber das sie dabei auch nicht vergessen, ihre Persönlichkeiten weiter auszubauen. Wir nehmen ihnen nicht alles ab aber machen ihnen eben alles etwas leichter ! Und das ist mir sehr wichtig !
Frosthelm:
Und der Erfolg gibt Euch ja Recht !
Daniel:
Wir hätten es auch anders machen können und sagen können, O.K. wir kaufen uns jetzt einen richtig großen Namen aber für uns war es wichtig - und da ist jetzt auch wieder die Grundidee von „The Cut“ – das uns die Breite wichtiger war als die absolute Spitze. Wir wollen eben junge Athleten aufbauen.
Frosthelm:
Da orientiert Ihr Euch auch mehr an der Basis ?
Daniel:
Definitiv !
Frosthelm:
Wollt ihr denn Euer Engagement im Slopestyle-Bereich noch weiter ausbauen oder müsst ihr jetzt schon aufpassen, das man so etwas nicht inflationiert ?
Daniel:
Klar ist es unser Ziel, wie bei jeder Firma oder jedem Sportler, jeder will weiterkommen. Das man so etwas schnell inflationiert kann passieren. Wir wollen aber nicht daraus einen weitere Serie von Einladungsevents werden lassen, sondern weiterhin an der Basis arbeiten und jungen Sportlern die Möglichkeit geben, ihr Können vor Publikum und Kameras zu zeigen: Klar müssen wir unsere Slopestyle-Serie an große Contests dranhängen. Denn so gehen die Leute dort hin und können die großen Namen sehen und aber auch selbst ihr Können vor einem großen Publikum unter Beweis stellen.

Frosthelm:
Daniel Hespeler, vielen Dank für das Gespräch!