Interview mit Daniel Hespeler / Teammanager The Cut Cannondale


Am Rande der Megavalanche trafen wir uns auch mit Daniel Hespeler, Teammanager von The Cut Cannondale. Das Cut Team, vertreten durch Amir Kabbani, Carlo Diekmann und Mick Hannah, wollte zum ersten Mal an dem berühmten Downhill Marathon teilnehmen.
Daniel Hespeler war so nett uns ein paar Fragen zu seinem Job und zur Philosophie des Cut-Teams zu beantworten ! Lest selbst:

Frosthelm: Daniel, Du bist der Teammanager vom Cannondale The Cut Team. Wie wird man so etwas ? Daniel: (Lacht) Das ist ein langer Weg ! Also zum einen bin ich Teammanager vom „The Cut-Team“, ich bin aber auch auf der anderen Seite sogenannter „Brand Manager“ für alle Rennprogramme von Cannondale. Ich habe also auch genauso viel mit dem Cross Country Team zu tun wie mit den anderen Cannondale Mountainbike-Teams.

Wie man in so eine Position kommt?
Ich bin früher selbst Rennen gefahren, habe aber irgendwann festgestellt, dass das nicht dahin führt wo ich gerne hin wollte, nämlich Profifahrer zu werden. Ich habe dann angefangen Sportmarketing zu studieren und nebenher als Mechaniker für ein sehr professionelles Cross Country Team gearbeitet und so hatte ich immer Kontakt zur Szene.

Nach meinem Studium gab es die Möglichkeit für Cannondale zu arbeiten. Dort war ich ursprünglich erst mal verantwortlich für die Testride-Events bei unseren Händlern und für alle Events, die wir sonst noch gemacht haben, Bikefestival Willingen, Bikefestival Gardasee und so weiter. Erstmal für Deutschland und dann im nächsten Jahr Europaweit.
Mein Ziel war es aber eigentlich wieder in den Rennsport zu gehen, weil ich ja da auch herkomme und irgendwann hat sich dann diese Möglichkeit ergeben und ich habe das Management für die Mountainbike-Teams übernommen.

Frosthelm: Und was ist hier jetzt Dein ganz spezieller Aufgabenbereich in der Teamorganisation ? Daniel: Also ich bin rundum für alles was Cannondale investiert oder betreibt im Bereich Mountainbike, verantwortlich. Das heißt zum einen, ich kümmere mich darum, dass unsere Athleten glücklich sind, das sie ihr Material rechtzeitig bekommen und ich sehe zu, das die Jungs in die Entwicklung mit eingebunden sind.

Das ist ja auch etwas, worauf Cannondale sehr viel Wert legt. Ein großer Teil meiner Arbeit beschäftigt sich auch damit Co-Sponsoren zu bekommen und die Kontakte zu pflegen aber auch den Kontakt zur Presse zu halten. Es ist also ein sehr sehr vielfältiger Job, was ihn ja auch sehr interessant macht !

Frosthelm:
Und auch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt...

Daniel:
Ja, ja! Also es ist natürlich auch mit sehr viel Reisen verbunden. Wir sind jetzt seit Mitte April Non-Stop unterwegs (Interview wurde Ende Juli geführt). Ich bin zwar mal ein paar Tage zu Hause aber habe da keine Freizeit, weil ich dann dort die Sachen erledigen muss, die in meiner Abwesenheit liegengeblieben sind. Es ist also alles in allem ein sehr fordernder Job aber auf der anderen Seite auch ein sehr schöner Job. Weil, wer hat schon die Möglichkeit mit den weltbesten Athleten zusammen zu arbeiten und die Welt zu bereisen?

Frosthelm: Könntest Du ein wenig die Philosophie, die hinter „The Cut“ steckt erläutern ? Daniel: Es sind grundlegend mehrere Philosophien, die dahinter stehen. Wir haben im Winter 2005 beschlossen, das wir unsere Teamstruktur ändern werden. Das wir also kein globales Team haben wollen, das die Bereiche Cross Country, Downhill, Freeride, Slopestyle kombiniert, weil die Interessen viel zu verschieden sind und auch die Zielgruppen nicht so ganz zusammen passen und so haben wir einerseits das CC-Team aufgebaut und auf der anderen Seite das „The Cut Team“.

Ursprünglich ist das Programm sehr freeride orientiert, das heißt, wir haben versucht, die weltbesten Athleten aus diesem Bereich zusammen zu bekommen und sie alle unter einem Namen zu fassen. Gleichzeitig sollte aber auch jeder ein Individuum bleiben. Das heißt, jeder von unseren Sportlern hat eines gemeinsam, nämlich, das er auf Cannondale Rädern fährt aber der Rest ist ihnen relativ freigestellt. Das heißt wir sind nicht wirklich ein Team, sondern eher eine lose Gemeinschaft von Sportlern, die unter einem Namen auftreten und die eine bestimmte Philosophie verfolgen. Und da kommen wir auch zu dem Namen „The Cut“.
„The Cut“ heißt auf Deutsch „der Schnitt“ und wir wollten ganz bewußt einen Schnitt machen. Wir haben uns also alle an einen Tisch gesetzt und gefragt, wie nennen wir das ganze Programm und da kam dann eben „The Cut“ raus !
Da geht’s darum, wir wollten weg von der ursprünglichen Tendenz die der Freeridesport erlebt hat, weg von der Natur und rein in irgendwelche Skateparks oder in irgendwelche Hallen. Unsere Idee war es, das ganze wieder zurück in die Natur zu bringen. Das heißt, die Jungs machen auch ihre Tricks aber nicht in irgendwelchen Skateparks, sondern draußen in der Natur. Das war der eine Schnitt. Der zweite Schnitt ist: wir haben eben festgestellt, dass der Trend in den letzten Jahren immer mehr zu großen Einladungsevents gegangen ist, wo nur wirkliche Topstars der Szene ihre Tricks vor sehr großen Zuschauermassen oder den TV-Kameras präsentieren können. Und wir haben aber gesagt, wir wollen etwas für den Nachwuchs tun. Und wenn wir jetzt mal Amir Kabbani nehmen, der ist das beste Beispiel. Wir haben im letzten Jahr angefangen eine Slopstyle Serie aufzubauen – die heißt The Cut Pro AM Slopestyle Series – wir hatten im letzten Jahr vier Stops Europaweit und im Endeffekt war der Plan den Gesamtsieger dieser Serie die Möglichkeit zu geben unter professionellen Bedingungen seinen Sport zu betreiben. Das war in dem Fall eben der Amir Kabbani.
Man sieht auch den Erfolg: er ist meiner Einschätzung nach einer der fünfzehn besten Freerider der Welt und wird mittlerweile zu allen großen Events eingeladen und das beschreibt eben die Geschichte von „The Cut“ sehr gut. Es das macht uns natürlich auch ein bisschen Stolz weil es zeigt, das unsere Idee auch wirklich zieht ! Des weiteren, wenn man sich die Events anschaut: wir hatten letztes Jahr 60 Teilnehmer in Winterberg, dieses Jahr schon 120. Letztes Jahr hatten wir vielleicht 700-800 Zuschauer, dieses Jahr haben wir das im Rahmen der IXS Dirtmasters gemacht und haben damit eine viel viel größere Menschenmasse angesprochen und damit war natürlich auch das Flair der Veranstaltung ganz anders.

Frosthelm:
Wie seit Ihr auf den Grundstock des Cut Teams gekommen, nach welchen Kriterien habt ihr die Fahrer ausgesucht ?

Daniel:
Wir haben 2006 mit sieben Sportlern angefangen, die sieben sehr unterschiedliche Charaktere sind und die auch ganz unterschiedliche Bereiche abdecken, die einerseits schon eine gewisse Erfahrung mit sich bringen aber auch in mancher Hinsicht auch noch Nachwuchsfahrer sind und die aber auch gleichzeitig Vorbilder für Nachwuchssportler sein können. Die haben wir dann in Europa und in Amerika gesucht und sind eben so auf diese sieben Sportler gekommen.

Frosthelm: Ihr seit ja damit auch recht erfolgreich, obwohl es jetzt nicht die großen Namen sind. Aber Mick Hanna zum Beispiel hatte 2006 eine tolle Saison. Daniel: Mick Hannah haben wir deswegen ausgesucht, weil er schon sehr erfahren ist, obwohl er erst 22 Jahre alt ist. Er ist aber schon seit über zehn Jahren im Rennsport tätig. Sowohl früher beim BMX als auch im MTB-Weltcup.

Ich denke, was sein Erfolg ausmacht ist, das wir versuchen, ihm ein sehr gutes Umfeld zu bieten. Das ist jetzt das erste mal, das er einen eigenen Mechaniker an seiner Seite hat, der persönlich für ihn da ist und der sich nur um sein Bike kümmert. Wir versuchen auch die Reisen für ihn so effektiv und geschickt zu planen, das er sich nur noch auf seinen Sport konzentrieren muss und so ist es im Endeffekt auch für den Rest des Teams. Wir versuchen ihnen einen Höchstmaß an Komfort zu bieten, das sie sich einfach auf ihren Sport konzentrieren können aber das sie dabei auch nicht vergessen, ihre Persönlichkeiten weiter auszubauen. Wir nehmen ihnen nicht alles ab aber machen ihnen eben alles etwas leichter ! Und das ist mir sehr wichtig !

Frosthelm:
Und der Erfolg gibt Euch ja Recht !

Daniel:
Wir hätten es auch anders machen können und sagen können, O.K. wir kaufen uns jetzt einen richtig großen Namen aber für uns war es wichtig - und da ist jetzt auch wieder die Grundidee von „The Cut“ – das uns die Breite wichtiger war als die absolute Spitze. Wir wollen eben junge Athleten aufbauen.

Frosthelm:
Da orientiert Ihr Euch auch mehr an der Basis ?

Daniel:
Definitiv !

Frosthelm:
Wollt ihr denn Euer Engagement im Slopestyle-Bereich noch weiter ausbauen oder müsst ihr jetzt schon aufpassen, das man so etwas nicht inflationiert ?

Daniel:
Klar ist es unser Ziel, wie bei jeder Firma oder jedem Sportler, jeder will weiterkommen. Das man so etwas schnell inflationiert kann passieren. Wir wollen aber nicht daraus einen weitere Serie von Einladungsevents werden lassen, sondern weiterhin an der Basis arbeiten und jungen Sportlern die Möglichkeit geben, ihr Können vor Publikum und Kameras zu zeigen: Klar müssen wir unsere Slopestyle-Serie an große Contests dranhängen. Denn so gehen die Leute dort hin und können die großen Namen sehen und aber auch selbst ihr Können vor einem großen Publikum unter Beweis stellen.

Frosthelm: Eine „The Cut“ Team Bekleidungslinie gibt es aber nicht oder ? Daniel: Ein wesentlicher Punkt dazu, wir haben eigentlich kein einheitliches Auftreten, da jeder Sportler auch noch seine persönlichen Co-Sponsoren hat und wir deswegen sehr limitiert sind in diesem Bereich. Trotzdem haben wir für unser World Cup Team das auch in „The Cut“ integriert ist, Trikots und T-Shirts. Es ist eine kleine Bekleidungsserie, die aber vielleicht auch noch zu wenig bekannt ist. Das wird aber noch ausgebaut !

Frosthelm:
Daniel Hespeler, vielen Dank für das Gespräch!