Vreniis Quali


Die ersten Tage war ich noch ruhig und gelassen… ab aufs Pony und den Jungs hinter her. Was hätte da schon schief gehen können? Ich war beeindruckt von den Trails und als es das erste Mal hoch zum Pic Blanc ging war ich hin und weg von der Höhe, dem Schnee und der Steilheit. Da soll man runter? WIE? Aber irgendwie ging es… ich habe im Verlauf der Tage immer wieder feststellen müssen, dass es irgendwie dann DOCH geht. Das Bike packt das… halt Dich fest und ab geht’s. Das Gefühl auf Schnee und Eis zu fahren ist unbeschreiblich. Der Wind und die Kälte haben das erste Erlebnis mit dem ersten Teilstück der Mega absolut gespenstisch und irreal gemacht. Man konnte sich nur schreiend verständigen und kam nur sehr, sehr langsam voran. Doch wieder mal haben wir zu dritt das Ganze bewältigt und heute noch kriege ich eine Gänsehaut wenn ich zurück blicke. Die Nächte wurden für uns alle mehr und mehr unruhiger und die Pisten der Mega füllten sich so nach und nach mit anderen, verrückten Bikern. So bald ich ein Mädel auf einem Bike erblickte blieb ich wie angewurzelt stehen, und versuchte ihre Fahrtechnik zu analysieren… was kann sie, was nicht? Stellt sie sich manchmal auch so an wie ich? Diese Gedanken schienen mich verrückt zu machen.

Doch ab ging es auf die erste Probefahrt auf Zeit der Qualistrecke. Das war der Hammer! Auf dem ersten Teilstück schien ich an Frosti dran bleiben zu können… aber das war nur ein kurz anhaltendes Glück. Danach war ich alleine unterwegs. Doch die Zeit war super und ich fühlte mich wirklich fit und vorbereitet um am nächsten Tag an der Quali teilnehmen zu können. Und die anderen Mädels….???? Foto: Hoshi Yoshida / SRSUNTOUR

Geschlafen habe ich in dieser Nacht nur wenig.
Die Jungs mussten früher raus als ich und somit habe ich die Beiden zur Gondel gefahren und bin danach noch mal ab in unser Haus um vor allem dem Trubel zu entkommen und mich nicht all zu verrückt zu machen. Dort habe ich dann ROAM eingelegt und mich inspirieren lassen… das war der perfekte Einstieg zur Quali! Nach fünf bis zehnmal Klogang ging es dann auch für mich los.

Und da standen sie nun fast alle… die Mädels. So viele sind es ja nun nicht gewesen. 40 insgesamt. Aber so viele Mädels mit einem Big Bike auf EINEM HAUFEN hatte ICH noch nie gesehen. Der Verbinder zur zweiten Gondel musste wieder bewältigt werden und ich hatte das Riesen-Glück Thorsten und Stefan anfeuern zu können! Die beiden waren gut unterwegs. Also würde es auch für mich gut laufen.

Am Start hing mein Herz nun endgültig in der Hose. Ich bin dadurch etwas sehr verhalten gestartet und fast als Bummelletzte los gekommen. Doch auf dem ersten Schneestück und sogar auf dem zweiten konnte ich einige Plätze wieder gut machen. Ab ging's… ich habe gepustet wie ein Stier! Ich hätte sterben können… doch man schaltet ab. Der Knopf geht aus. Der Adrenalinspiegel steigt so hoch, dass man nur noch das macht wozu man her gekommen ist… biken! Runter da… ins Ziel. Und man fährt Passagen, die man im Training eher verhalten bis gar nicht gepackt hat, auf einmal knallend runter. Für eine Sekunde denkt man daran, dass man gerade was gefahren ist, was man vorher nicht fahren wollte…. Und zag kommt schon das nächste. Und man versucht zu denken und es geht nicht, denn darauf kommt schon wieder das nächste. Und immer weiter so.

Unter diesem Helm nimmt man sich und seine Umgebung ganz anders war. Man hört sich lauter atmen, man hört eigentlich nur sich und nichts anderes. Man ist wie in einem Tunnel gefangen und bekommt auch diesen Tunnelblick. Die 2 bis 5 Meter vor Dir… da geht’s runter, da geht’s rum, Vorsicht da ist was, pass auf, da kommt was… zack, zack, zack. Und tatsächlich hat's bei meinem Bike auch ZACK gemacht und mein Schaltzug war gerissen. Wieso? Was weiß ich… ich weiß nur, dass ich auf einmal einen Singlespeeder unterm Hinter kleben hatte. Na toll. Doch die Zeit zu denken bleibt einem ja nicht. Keine Schaltung? Gut… dann eben ohne. Und zack geht’s weiter.

Thorsten und Stefan haben mich tatsächlich an zwei Stellen anfeuern können und ich muss ehrlich zugeben (Sorry, Jungs… hahaha) ich hab Euch in dem Moment verflucht! Na super.. schoss es mir durch den Kopf… die zwei stehen da munter und ich muss hier um mein Überleben kämpfen… und schreien auch noch SCHNELLER! Doch ich habe die Quali „überlebt“. Das Bike hat es auf einem Blatt geschafft. An ein paar Stellen musste ich absteigen und schieben, da der Gang zu heftig war um selbst kurze Uphills hoch zu fahren. Dadurch habe ich ein paar Plätze wieder verloren. Aber was soll's?! Ich musste ja nur ins Ziel kommen… und da sah ich sie zum ersten Mal… Antje Kramer. Aha.. das ist also Antje Kramer - gesehen habe ich sie zu keinem Zeitpunkt. Schneller als sie war ICH mit meinem Pony bestimmt nicht... haha.
Es ist schwer einen solchen Tag zu verarbeiten, wenn das Adrenalin noch so präsent durch Deine Adern läuft. Der Tag war für mich sehr, sehr anstrengend und ich wollte am Ende einfach nur, dass der morgige Tag und die Mega endlich ein Ende findet. Wir (also die Jungs und ich) haben seit der Geburt dieses Abenteuers so viel dafür getan: trainiert, geübt, die Technik auf Vordermann gebracht, Videos analysiert, darüber geredet und philosophiert, dass man sich die Stunde auf´s sehnlichste herbei wünscht… man will es einfach nur noch hinter sich bringen. Ich habe die Quali als 25. geschafft und war sehr, sehr zufrieden mit meiner Leistung.